Von Leinwand zu Code: Was der Wandel in der Kunst über Bürojobs verrät
- zoia-gross
- 11. Feb.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 2. Mai

Vor etwa 20 Jahren habe ich g emalt, darunter auch dieses Bild. Heute beschäftige ich mich vor allem mit der Digitalisierung im Dienstleistungsbereich.
Gerade eben habe ich einen Blick auf mein Bild geworfen, und dabei kamen mir folgende Fragen in den Sinn:
Ist der Künstlerberuf durch KI wirklich bedroht – oder verändert er sich nur?
Was sagt der Wandel in der Kunst über die Zukunft von Denk- und Konzeptberufen aus?
Das Wesen des Künstlerischen
Kunst ist stets eine Frage der Betrachtung. Ihre Definition bleibt schwierig, und jede klare Abgrenzung wirkt letztlich unzureichend. Ich habe längst aufgehört, nach festen Kriterien zu suchen. Für mich persönlich ist Kunst vor allem das, was zum Nachdenken anregt. Ihre ästhetischen und wohltuenden Eigenschaften interessieren mich eher im Bereich des Designs.
Es herrscht weitgehende Einigkeit darüber, dass Kunst als Brutstätte der Kreativität gilt. Kreativität wiederum wird als entscheidende menschliche Fähigkeit des digitalen Zeitalters betrachtet, die nicht automatisiert werden kann. Ist es so?
Was ich aus der Kunst für meine heutige Arbeit gelernt habe
Aus meiner eigenen künstlerischen Schaffensphase heraus betrachte ich ein paar grundlegende Fähigkeiten eines Künstlers. Interessanterweise sind dies auch die Fähigkeiten, die ich heute in meiner Prozessberatung-Tätigkeit einsetze.
| Malen und Zeichnen half mir, Gedanken zu ordnen, die durch Gespräche, Literatur oder Beobachtungen angeregt wurden. | ||
| Erfasste Gedanken in eine Idee einfließen zu lassen und in einem ersten Entwurf auf Papier greifbar zu machen. (Es heißt: Wer etwas ausspricht, begreift es besser. Wer es auf "Leinwand wirft", noch mehr.) | ||
| Der Drang, eine Idee möglichst präzise zu realisieren. | ||
| Neue Maltechniken erproben und die eigenen Fähigkeiten weiterentwickeln. | ||
| Die Wahl hochwertiger Farben, insbesondere die Ölmalerei als Technik der alten Meister. |
Sterben diese Fähigkeiten durch KI aus?
Die genannten künstlerischen Prozesse werden zunehmend durch KI beeinflusst, insbesondere in kreativen Berufen wie Video-, Print- und Webdesign, Illustration, Werbung.
Bedeutet der technologische Fortschritt das Ende des künstlerischen Schaffens – oder verschiebt sich lediglich die Rolle der Künstler?
1.Fähigkeit: Verstehen durch Gedankenstrukturierung
Kunst beginnt oft bereits in frühen Denkphasen. Sie ist ein Prozess der Informationsaufnahme und des Austauschs mit anderen Menschen. In diesem anfänglichen Chaos wird Ordnung geschaffen, und aus dem Gedankenwirrwarr entsteht eine neue Idee.
Fühle ich mich durch KI in dieser Fähigkeit bedroht?
Zwar kann KI helfen, Gedanken zu strukturieren, aber sie kann diesen unvorhersehbaren, kreativen Prozess nicht ersetzen. Die Antwort lautet daher: Nein.
2.Fähigkeit: Visualisierung von Ideen (Konzeptionierung)
Besonders überrascht haben mich die sprachlichen Verknüpfungen und Analogien meines KI-Assistenten. Denn Metaphern sind letztlich nichts anderes als bildhafte Endprodukte auf einer Leinwand.
Ich musste innehalten: Ist das nicht eine meiner grundlegendsten kreativen Fähigkeiten?
Meine Antwort ist: Zum Teil. Denn Gedanken sind die Basis für eine Metapher. Sie münden in Hypothesen, Ansichten und Erkenntnisse. Daher ist eine Metapher bloß ein Endergebnis des Denkprozesses. KI unterstützt den, aber ersetzt nicht.
Die Visualisierung selbst – im konkreten Beispiel das Malen eines Gemäldes – kann nun durch KI erstellt werden. Dennoch wird sie niemals identisch mit den inneren Bildern im Kopf eines Künstlers sein. KI-Visualisierungen können eine alternative Form von Kunst darstellen, vergleichbar mit heutigen künstlerischen Techniken wie dem Zufallsprinzip bei Farbspritzern oder der computergestützten Generierung von Mustern.
Mögliche Entwicklungen:
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3. Fähigkeit: Perfektionierung der Umsetzung
Vor dem 20. Jahrhundert lag der Fokus auf technischer Präzision – Kunstwerke sollten die Realität möglichst genau wiedergeben. Mit der Erfindung der Fotografie wurde diese Anforderung obsolet. Doch die Kunst stagnierte nicht, sondern ging in die Offensive:
Die Realität wurde hinterfragt → Abstraktion, Surrealismus
Materialien wurden neu interpretiert → Installation, Konzeptkunst
Physikalische Grenzen wurden überschritten → Video, Performance
Künstler haben sich stets behauptet. Mal stand die Technik im Vordergrund, mal das Konzept. Heute beschleunigt KI diesen Wandel weiter.
Ist das eine Herausforderung für Künstler?
Ja, definitiv – für manche mehr als für andere. Neben Alternativformen der Kunst wird Schönmalerei weiterexistieren. Wie bei der Entwicklung einer neuen Sportart – Snowboarden, wurde Ski-Disziplin nicht verdrängt, sie etablierten sich nebeneinander.
Mögliche Entwicklungen:
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4. Fähigkeit: Experimentieren mit Methoden
Wenn KI Kunst schneller und besser generieren kann – lohnt es sich dann noch, künstlerische Techniken zu erlernen? Die Antwort ist ja. Wer die Kunst als Wettbewerb begreift, wird sich in der nahen Zukunft schwertun. Wer mit enormer Schnelligkeit von KI konkurriert, wird sich auf Dauer als überflüssig betrachten.
Auch Sport treiben wir nicht immer, um Weltmeister zu werden – sondern weil er guttut.
Mögliche Entwicklungen:
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5. Fähigkeit: Materialbewusstsein
Früher war mir die Qualität der Materialien wichtig – ich bevorzugte Ölfarben wie die der alten Meister. Heute denke ich nachhaltiger.
Jahrzehnte erkrankten Künstler an giftigen Dämpfen von Farben und Kunststoffen. Nun gibt es nachhaltige Alternativen – ein weiteres Beispiel für den Wandel der Kunst. Demnach verändert sich Einiges schon heute, das uns auf das digitale Zeitalter vorbereitet.
Schlusswort
Zur künstlerischen Zukunft:
Die Disruption durch KI ist in vielen Bereichen schwer vorhersehbar. Wenn Kunst gleichbedeutend mit Kreativität ist, dann bleibt ihr Wesen erhalten: sich kontinuierlich zu wandeln. Ich glaube nicht, dass Künstler verdrängt werden, sondern dass sie sich vermehrt zu Visionären und kreativen Denkern entwickeln. Sie werden weniger als reine Ausführende agieren, sondern als Kuratoren neuer Konzepte und Trainer für Kreativität.
Aber:
Ich fühle mit den Künstlern mit, deren Existenz betroffen ist. Historische Übergangszeiten können schmerzhaft für die Einzelnen sein. Nach einem Umbruchsmoment werdenen Neuerungen eher bervorzugt, bis sich ausgeglichenes Verhältnis zum Herkömmlichen einstellt. Anpassung an den Markt wird nicht sofort honoriert, aber Ruhe und Zuversicht in en eigenen Weg wird wiedereinkehren.
Zur Zukunft der Bürojobs:
Ähnlich ist es auch mit Büro-Berufen. Change Management bedeutet, Unsicherheit auszuhalten, neue Wege zu gestalten und nicht immer sofort eine perfekte Lösung zu haben. Genau wie in der Kunst entstehen gute Lösungen oft erst im Dialog mit anderen, durch mutige Versuche und durch das Vertrauen in den kreativen Prozess.
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